Der Blick ins Tal

„Der Blick in die Vergangenheit ist wie der Blick vom Berg ins Tal. Du siehst das ganze Tal, aber du siehst nicht so, wie du im Tal sehen würdest.“ - Netzfund

Kennst du das: du bist mit dem Fahrrad unterwegs und vor dir liegt eine Steigung oder ein Berg. Aus der Ferne klar zu erkennen. Du bist beeindruckt, wie sich die Steigung sprichwörtlich vor dir auftürmt als du ihr immer näher kommst. 

Ab einem gewissen Punkt nimmst du die Steigung aber gar nicht mehr wahr.  Deine Perspektive hat sich geändert. Dein Blick ist nun entlang der Steigung gerichtet und nicht mehr darauf; es scheint nun eine ebene Fläche zu sein auf der du dich bewegst. Zwar anstrengender als zuvor, aber irgendwann hast du dich daran gewöhnt. 

Am Ende kommst du am Gipfel an und schaust zurück nach unten ins Tal. Jetzt sieht es wieder viel steiler aus und du fragst dich, wie du das jemals schaffen konntest.

Diese Erfahrung hatte ich bei der Eröffnung des Battle Bear Ladengeschäfts. 

Zuerst war es ein Berg von Aufgaben und der Gipfel war irgendwo hoch oben in den Wolken verborgen. 

Der Ausbau des Ladens, die ganze Ware vom heimischen Keller umlagern, Einrichtung des Kassensystems, Bargeldlose Zahlungen ermöglichen, Kassenbons drucken, Werbeschilder, Schaufensterfolie…. 

Der Berg wurde jedoch mit jedem Tag kleiner, natürlich auch durch die Hilfe von Familie und guten Freunden. 

Und über allem thronte die Frage: wird überhaupt jemand kommen? Aber am Ende war (fast) alles geschafft. Die Ersteröffnung war ein voller Erfolg und es kamen tatsächlich Kunden in den Laden. Einige davon kommen heute noch und der ein oder andere ist ein fester Teil der Battle Bear-Familie geworden.

Wenn ich heute mit frischgebackenen Ladenbesitzern spreche, dann wird mir wieder klar, welchen Berg ich schon erklommen habe und welche Perspektive ich dadurch gewinnen konnte. Einerseits bin ich froh, dass ich diese Herausforderungen gemeistert habe. Andererseits ist auch der Zauber des Startups in einer neuen Branche ein kleines Stück weit verflogen und es hat sich eine gewisse Routine eingestellt.

Wie ich mich kenne, werde ich es mir nicht in der Komfortzone gemütlich machen. Ich ertappe mich gelegentlich bei der Frage, welche Berge sich wohl hinter dem kleinen Hügel verbergen, den ich bislang erklommen habe…